Univ. Prof. (i.R.) Dr. mont. Günter Pusch

Vita

Prof. Pusch wurde 1941 in Leoben, Österreich, geboren und maturierte 1960 am dortigen Gymnasium mit Auszeichnung. Er studierte an der Mon-tanuniversität Leoben das Fach Erdölwesen von 1960-1965 und promo-vierte bei Prof. Lorbach und Prof. Schwarz-Bergkampf 1970 mit einer ex-perimentellen Arbeit zur Struktur von Tonsuspensionen mittels Oberflä-chenleitfähigkeitsmessungen ebenfalls mit Auszeichnung. Die For-schungstätigkeit fand ihre Fortsetzung am Laboratorium für Erdölgewin-nung der Deutschen Texaco AG in Wietze auf dem Gebiet der Wärmeanwendung in Lagerstätten durch Untertageverbrennung (In- situ Combustion). 1976 wurde er Leiter der Lagerstättenabteilung der DTA in Hohne, dem Distrikt im welchem die Feldversuche zur EOR durchgeführt wurden. 1979 erfolgte die Berufung als Universitätsprofessor für die neue Abteilung für Lagerstättentechnik am Institut für Tiefbohrtechnik und Erdölgewinnung der TU Clausthal. Er wirkte dort bis zu seinem Ein-tritt in den Ruhestand 2008 als Abteilungsleiter und im bilateralen Wechsel als Institutsdirektor (zu-letzt durchgehend von 1999-2007). 

Lehre

Das Fachgebiet Lagerstättentechnik wurde von ihm in den Kernfächern Lagerstättentechnik Teil I- III, Tertiäre Erdölgewinnungsverfahren, Grundlagen der Bohrlochtests gelehrt und durch weitere Lehr-aufträge von Fachleuten der Industrie ergänzt (Lagerstättensimulation, PVT-Eigenschaften von Koh-lenwasserstoffen, Well Testing, Untertagespeicherung). 2004 wurde der von ihm nach dem Vorbild der Heriot-Watt Universität konzipierte erste englischsprachige Bachelor-Masterstudiengang Petro-leum Engineering an der TU Clausthal eingeführt, der sich als Rückgrat für die erfreuliche Studenten-zahlentwicklung am Institut herausgestellt hat. 

Forschung

Schwerpunkt der Forschung waren zunächst die EOR-Verfahren (Polymerfluten, Tensidfluten, CO2-Mischphasenfluten und In-situ Combustion). Die experimentellen Arbeiten an Gesteinskernen wur-den durch die Errichtung eines der ersten gesteinstomografischen Labors für Bohrkerne (Röntgen-Diffraktometrie und Kernspin-Resonanzmessungen) in Deutschland auf einen neuen Stand der Visua-lisierung von Flutexperimenten angehoben. Gleichzeitig konnten die Voraussetzungen für Experi-mente unter Spannungseinfluss durch den Bau eines Prüfstands (Triaxialpermeameter) für tiefe Be-reiche der Erdkruste (10.000 Meter) geschaffen und eine Zwei-Phasenflutanlage für Experimente unter Radialspannungseinfluss mit Peripheriegeräten aufgebaut werden. Eine leistungsfähige Analy-tik ergänzte diese diversen Laboreinrichtungen. Damit konnten zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt werden, so zum Durchlässigkeitsverhalten von „Tight Gas“ Lagerstätten (DGMK), zur Kohlendioxidspeicherung in ausgeförderten Erdgaslagerstätten, zur Gaspermeation in Salzgesteinen und Graniten (BMFT und NAGRA), zum Steinkohle Ausgasungsverhalten (Kohlegewinnung 2. Genera-tion) und zur Wasserabsperrung in Gaslagerstätten (EU-Förderung) usw.
Die experimentelle Basis von zahlreichen Flutversuchen wurde auch genutzt um Testversionen von Prozess-Simulatoren zu überprüfen. Diese Ausrüstung bildet auch heute noch die Forschungsgrund-ausstattung der Abteilung. Aus den Arbeiten sind 34 hauptamtlich betreute Doktorarbeiten und über 100 Fachpublikationen (siehe Publikationsliste der Abteilung) sowie 10 Patentanmeldungen hervor-gegangen. 

Auszeichnungen und internationale Tätigkeiten

Für die Ergebnisse der Forschung zur In-situ Combustion wurde er mit dem Carl-Zerbe Preis der DGMK 1975 ausgezeichnet. Er wurde in das Europäische Gremium der EOR-Forschungssymposien (ESIR) aufgenommen und war lange Zeit Vize-Präsident der internationalen Society of Core Analysts (SCA). Im Zusammenarbeit mit der Bergbauforschung in Essen wurde er zum Vorsitzenden des For-schungsverbundes „Kohlegewinnung 2. Generation“ gewählt und hat deren Forschungsaktivitäten bis zu einem Feldversuch der Untertagekohlevergasung in Mol, Belgien geführt. In der EAGE hat er an der Erweiterung der Mitgliederstruktur mit ursprünglich rein geologischen und geophysikalischen Hintergrund hin zu den Ingenieuren mitgewirkt. Er hat zusammen mit Prof. Rischmüller, Prof. Neumann und später Prof. Kessel, das „Clausthaler Chemikalien Symposium für Erdöl-und Erdgasge-winnung“ (1982-1995) eingerichtet und organisiert. International hat er zahlreiche Konferenzen der EAGE, der SPE und der europäischen „Chemical Socities“ mitorganisiert und wurde zum Mitglied des „Committee of Mining Sciences“ der Polnischen Akademie der Wissenschaften ernannt. 

Akademische Ehrenämter

Als Dekan des Fachbereichs Bergbau und Rohstoffe (1991-1993) begann er mit der Umgestaltung der traditionellen Bergbaustudiengänge in moderne, breiter angelegte Geotechnik-Studiengänge, die teilweise bis heute Bestand haben. Er war lange Zeit Vorsitzender der Baukommission des Senats und Senatsbeauftragter für die Zusammenarbeit mit der Montanuniversität Leoben.